Facebook löscht Querdenker

18. September 2021

Facebook löscht Querdenker-Kanäle, weil diese eine „koordinierte Schädigung der Gesellschaft“ bewirkten, erklärt Facebooks Sicherheitsmanager Nathaniel Gleicher.

WhatsApp nicht betroffen

Zahlreiche Accounts, die der Querdenken-Bewegung zuzuordnen seien, wurden von Facebook auf den Plattformen Instagram und Facebook gelöscht. Unter den betroffenen Accounts seien zudem auch die Accounts des Gründers der Querdenken-Bewegung Michael Ballweg.

Der ebenfalls zu Facebook gehörende Messenger WhatsApp ist von den Löschaktionen bisher nicht betroffen.

Organisierte Falschinformation und Hass

Der Vorwurf des Facebook-Mangers Gleicher ist deutlich. Querdenker sollen organisiert und wiederholt gegen die Facebook-Gemeinschaftsstandards verstoßen haben. Zu den Verstößen zählten insbesondere Hassrede und Anstiftung zur Gewalt, sowie die Verbreitung gesundheitsbezogener Falschinformationen.
Die gelöschten Accounts seien „keine Fake-Profile, sondern echte Menschen, die sich organisieren, um gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu verstoßen und Schaden auf oder außerhalb unserer Plattformen anzurichten“, erklärt Gleicher die erste derartige gezielte Aktion Von Facebook gegen ein Netzwerk.
Auch Seiten außerhalb des Facebook-Netzwerks wurden als Querdenkerkanäle identifiziert. Links zu diesen Seiten wurden entfernt und können nicht mehr auf Facebook verlinkt werden.

Ballweg wehrt sich, Minister freut sich

Querdenken-Gründer Michael Ballweg kündigt an, rechtlich gegen die Löschungen vorzugehen.
Er gibt an, dass man im Laufe der Pandemie bereits erfolgreich gegen Löschungen angegangen sei.
Mit mehr als 30.000 Abonnenten trifft besonders die Löschung der Facebook-Seite „Querdenken 711“ die Szene. Hier sei nur zu den Themen Grundrechte und Meinungsfreiheit gepostet worden.

Thomast Strobl (CDU), Innenminister Baden-Württemberg

„Diese Sperrungen von gängigen Social-Media-Kanälen wie Facebook und Twitter sind ein schwerer Schlag für die „Querdenken“-Szene.“

Thomas Strobl (CDU), BW-Innenminister

Indes freut sich der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) über die „guten Nachrichten“ und stellt fest, dass die Löschungen es der Querdenker-Szene erschwerten, weiteren Zulauf zu erhalten und Propaganda zu verbreiten.

Querdenker auf Telegram

Schon seit einiger Zeit ist Telegram die Hauptplattform der Querdenken-Szene, die sich bei dem Messenger-Dienst, der auch extremistischste Inhalte nicht löscht, organisiert und austauscht. Nachdem im Mai bereits YouTube „Querdenken 711“ gelöscht hat, wuchs der Druck auf die Szene, sich neue Plattformen zu suchen.

Facebook wirbt mit Transparenz

„Indem wir unsere Erkenntnisse offenlegen, hoffen wir, die breite Öffentlichkeit auf diese Problematik und die damit einhergehende potenzielle Gefahr für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. Darüber hinaus haben wir unsere Erkenntnisse anderen Plattformen, wissenschaftlichen Institutionen, Strafverfolgungsbehörden und politischen Akteur*innen zur Verfügung gestellt.“

https://about.fb.com/de/news/2021/09/entfernung-neuer-arten-von-bedrohlichen-netzwerken/

Facebook wirbt mit Transparenz und erklärt sich umfassend in einem Blogbeitrag.
„Unsere Sicherheitsteams koordinieren unsere unternehmensübergreifenden Maßnahmen, um böswillige Akteur*innen aufzuspüren und sie daran zu hindern, Menschen auf unserer Plattform zu schaden, sei es durch verdeckte Einflussnahme, gezielte Cyberspionageaktivitäten oder großangelegten Betrug bzw. Spam.“ wird einleitend erklärt, um im Verlauft zu erklären, was z.B. „koordinierte Schädigung der Gesellschaft“ bedeute.